Montag. 14. 05. 2018
  // von Stefan Nendza

Lebenszykluskosten von High-Tech-Fassaden

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Al Bahr Towers in Abu Dhabi

Auf Urlaubsreise in Abu Dhabi sprangen mir die mutigen Fassadenkletterer am umgangssprachlich bezeichneten „Ananas-Gebäude“ ins Auge. Laut dem ortkundigen Reiseleiter eine häufig zu beobachtende Szenerie an den rund 30 Meter hohen Zwillingswolkenkratzern.

Ab Bahr Towers mit Fassadenkletterern

Die Fassade der Al Bahr Towers zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich die Dreiecke je nach Sonnenstand automatisiert öffnen oder schließen. Bild: Stefan Nendza (privat)

Da dachte sich der FM-ler: „Ganz schön aufwändige Technik: Sensorik, Stellantriebe – kein Wunder, dass sich die Fassadenkletterer regelmäßig da rumtreiben. Was das wohl kosten mag? Typisch ‘signature architecture‘! Da hat während der Planung wohl mal wieder keiner über die Lebenszykluskosten bzw. späteren Betriebskosten nachgedacht.“

 

Fassade als Schlüssel für die Kühlenergie

Nach kurzer Recherche im Internet muss ich meine ersten Eindrücke relativieren: Nach Aussage der Planer von Arup ergibt sich eine signifikante Reduzierung des Kühlenergiebedarfes bei einer deutlich besseren Tageslichtversorgung gegenüber vergleichbaren Hochhäusern in der Region. Somit ist der zunächst aufwendig anmutende Sonnenschutz, der von vielen mit Honigwaben verglichen wird, der Schlüssel für ein nachhaltiges Gebäude in klimatisch schwierigen Bedingungen. Immerhin sind in dem subtropischen Klima Temperaturen um die 40 Grad im Sommer normal und es werden Höchstwerte von bis zu 13 Sonnenstunden erreicht.

Al Bahr Towers

In diesem Bildausschnitt sind die Unterschiede zwischen offenen und geschlossenen „Waben“ deutlich zu erkennen.
Bild: Stefan Nendza (privat)

Zurück zur Planung: Auch an eine Fassadenbefahranlage wurde gedacht. Diese kann zur  Glasreinigung oder für Wartungsarbeiten zwischen der Glasfassade und dem Sonnenschutz heruntergelassen werden.

 

Auswirkungen auf die Lebenszykluskosten

Aus Sicht der Lebenszykluskosten steht der Mehraufwand für Errichtung, Instandhaltung und Sanierung des Sonnenschutzes somit den reduzierten Kühlenergiekosten gegenüber.

Unter diesen und weiteren Aspekten lohnt sich der Lebenszykluskosten-Vergleich von Fassadensystemen auch für „normale“ Gebäude in Deutschland, wie z. B. von rotermund.ingenieure kürzlich für einen Schulneubau in Süddeutschland durchgeführt.

 

Über den Autor

Stefan Nendza leitet den Bereich FM-Beratung bei rotermund.ingenieure. Als Experte für Lebenszyklus- und Nutzungskostenberechnungen unterstützt er Unternehmen bei der Optimierung von Gebäudenutzungskosten. Er studierte Raumplanung an der Technischen Universität Dortmund und Cardiff University (GB) sowie Bau- und Immobilienmanagement an der HAWK Holzminden.

Ihr Kontakt/Ansprechpartner:

Stefan Nendza

rotermund.ingenieure
Pfennigbreite 8
37671 Höxter

Tel.: Tel.: +49 (0)5271 697 9998

info@rotermundingenieure.de